Thorsten Hinz nennt es in seinem neusten
Buch den dritten Krieg gegen Deutschland: Die Zeit nach 1945, wo nach den
Bomben die psychologische Kriegsführung begann – ein Krieg, der bis heute
anhält. Hans-Joachim von Leesen nennt in seinem lesenswerten Essay die
Institutionen, die Mittel, die Methoden und die willfährigen Helfer.Die
Umerziehung der Deutschen als Teil der psychologischen Kriegsführung.Von
Hans-Joachim von Leesen[...]„Wir werden die gesamte deutsche
Tradition auslöschen.“Nach dem Krieg sagte der Stellvertretende
US-Außenminister Archibald McLeesh, der 1939 in den USA die Institution der
Psychologischen Kriegführung gegründet hatte, auf der Potsdamer Konferenz, es
müsse das Ziel der Umerziehung sein, den Charakter und die Mentalität der
deutschen Nation zu verändern, so dass Deutschland schließlich ein Leben ohne
Überwachung gestattet werden könne. Dafür sei eine Behandlung der Deutschen
notwendig, die man mit der eines Kriminellen in einer modernen Strafanstalt
vergleichen könne. „Wir werden die gesamte deutsche Tradition auslöschen.“ Man
müsse einen Prozess in Gang setzen, an dessen Ende die deutsche „Self
Reeducation“ stehen müsse (ausführlich in Schrenck-Notzing, Charakterwäsche,
sowie in Mosberg, Reeducation).„Allgemeine psychische Minderwertigkeit
des deutschen Menschen“Im „Report of a Conference on Germany after the
War“, erarbeitet im Sommer 1944 vom „Joint Committee on Post-War-Planning“ an
der Columbia University, New York City, fand sich der Fahrplan für die
Umerziehung der Deutschen, der dann zur offi ziellen Richtlinie der
US-amerikanischen Nachkriegspolitik wurde. (Er ist wiedergegeben in Mosberg,
Reeducation.)Entwickelt wurde er von Wissenschaftlern aus den Gebieten der
Medizin, Psychologie, Soziologie usw. Der zu den geistigen Vätern gehörende
Schweizer Psychoanalytiker C. G. Jung hatte davor gewarnt, einen Unterschied
zwischen „anständigen und unanständigen“ Deutschen zu machen (zitiert in
Mosberg, Reeducation). Die Deutschen seien „kollektiv schuldig“. Der Grund dafür
sei eine „allgemeine psychische Minderwertigkeit des deutschen Menschen“. Nach
seiner Auffassung seien die Deutschen „entartet“. Die einzig wirksame Therapie
sei es, dass die Deutschen dazu gebracht werden müssen, ihre Schuld
anzuerkennen, ja, dass sie sich selbst öffentlich und immer wieder zu ihrer
Schuld bekennen.Stuttgarter Schuldbekenntnis der Evangelischen Kirche
DeutschlandsEiner der ersten Schritte zu diesem Ziel war das
Stuttgarter Schuldbekenntnis der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD). Als
sich führende Persönlichkeiten der deutschen evangelischen Kirche, die
überwiegend der Bekennenden Kirche angehörten, bemühten, in den im Aufbau
befindlichen Ökumenischen Rat aufgenommen zu werden, wurde ihnen die Bedingung
gestellt, zunächst ein Bekenntnis zur deutschen Kollektivschuld öffentlich
abzulegen. Generalsekretär des Ökumenischen Rates war der Holländer Visser’t
Hooft, der im Kriege dem britischen Geheimdienst angehört hatte.Am 18./19.
Oktober 1945 legten die Führer der deutschen evangelischen Kirchen vom
Landesbischof Lilje über Pastor Martin Niemöller bis zu Dr. Dr. Gustav Heinemann
das gewünschte Schuldbekenntnis ab, und zwar nicht nur für die evangelische
Kirche, sondern für das gesamte deutsche Volk, also beispielsweise auch die
Katholiken und Konfessionslosen. (Ausführlich dazu der Kieler Theologieprofessor
Walter Bodenstein in „Ist nur der Besiegte schuldig? Die EKD und das Stuttgarter
Schuldbekenntnis von 1945“)Presse, Rundfunk, FilmImmer wieder
stößt man auf die Annahme der Umerzieher, die Kollektivschuld der Deutschen habe
ihre Ursache in ihrer biologischen Veranlagung. Das müsse den Deutschen
eingeprägt werden, bis sie davon selbst überzeugt seien. Die Instrumente dazu
seien die Medien, in der damaligen Zeit vor allem die Presse, der Rundfunk und
der Film.Dazu mussten zunächst die in Deutschland vorhandenen Medien beseitigt
werden. Sie wurden verboten. Der nächste Schritt war es, alle Männer und Frauen
aus dem öffentlichen Leben zu entfernen, die den Zielen der Umerziehung hätten
widersprechen können. In den Internierungslagern verschwanden in bis zu drei
Jahren zwischen 314.000 und 454.000 Menschen (die Angaben in der Literatur
schwanken), ohne völkerrechtliche Grundlage und ohne Anklage – von
BDM-Führerinnen bis zu hohen Ministerialbeamten, von Ortsgruppenleitern der
NSDAP über Schriftsteller bis zu Diplomaten.Das Personal der Rundfunkanstalten
wurde entlassen, die führenden Journalisten und Verleger in Internierungslager
gesperrt. An die Stelle der deutschen Medien traten zunächst Rundfunksender der
alliierten Militärregierungen. Was sie zu veröffentlichen hatten, lieferten die
Besatzungsmächte über ihre Nachrichtenagenturen, in der US-Zone die Agentur
DANA, später DENA, in der britischen unter der Leitung von Sefton Delmer, einem
führenden Mann der PSK, die German News –Service = GNS. Nichts anderes durften
die deutschsprachigen Zeitungen und Rundfunksender veröffentlichen als das, was
diese Agenturen verbreiteten.Nach einiger Zeit lockerte man die Personalpolitik,
indem man auch Journalisten einstellte, die keine Emigranten waren, aber im
Dritten Reich aus politischen Gründen kaltgestellt waren. Nach ein bis zwei
Jahren kamen die ersten von der Besatzungsmacht ausgebildeten Redakteure zum
Zuge. (Ein eindrucksvolles Bild liefert das von den deutschen Journalisten der
ersten Stunde Richard Tüngel und Hans Rudolf Berndorff geschriebene Buch „Auf
dem Bauche sollst Du kriechen“, erschienen 1958.) Die Spitze bildete in der
US-Zone ein Leon Edel, später Eugene Jolas. Der Chef der Presseoffiziere war der
Intelligence Officer Alfred Rosenberg.Strenge AufsichtDie
Deutschen Journalisten standen unter strenger amerikanischer bzw. britischer
Aufsicht. Sie hatten umzusetzen, was die Psychologische Kriegführung vorgegeben
hatte. Hauptziel war, dass „die Deutschen ihre Kollektivschuld eingestanden und
von ihrer Minderwertigkeit überzeugt wurden“, wie Helmuth Mosberg in seiner auch
als Buch erschienenen Dissertation „Reeducation – Umerziehung und Lizenzpresse
im Nachkriegsdeutschland“ schreibt. Jeder Journalist hatte ein Umerzieher zu
sein.Der deutsche Charakter wird gewaschenAuf die Dauer konnte
man die Deutschen nicht allein mit den Zeitungen und Rundfunksendungen der
alliierten Militärbehörden abspeisen. So suchte man Deutsche, die geeignet
erschienen, neu gegründete Zeitungen zu verlegen. Darüber hat Caspar von
Schrenck-Notzing bereits 1965 in seinem grundlegenden Werk „Charakterwäsche“
berichtet, das in immer neuen Auflagen und kürzlich in einer Neufassung
erschien. Die neuen deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenverleger sollten das
„andere Deutschland“ verkörpern, also Menschen sein, die sich von den bisherigen
Deutschen deutlich unterschieden. Bei der Auswahl ging es erst in zweiter Linie
um fachliche Eignung, vor allem aber um die charakterlichen Eigenschaften.Die
Siegermächte gingen davon aus, dass die meisten Deutschen einen falsch
entwickelten Charakter hatten, da sie durch ihre autoritären Familien geprägt
worden waren. Wie die neue Elite in der Medienwelt geartet sein soll, das hatte
eine Fachgruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von Max Horkheimer
erarbeitet (auch er begegnet uns wieder bei den Vordenkern der 68er Revolte) und
in einem fünfbändigen Werk „Studies in Prejudice“ vorgelegt, einem Werk, zu
dessen Autoren u. a. Theodor W. Adorno, Else Frenkel-Brunswik, Daniel J.
Levinson, R. Nevitt Sanford gehörten. Sie wollten die Vorurteile, unter denen
die Deutschen angeblich leiden, aufdecken und ausrotten. Wörtlich: „Ausrottung
meint Umerziehung, die wissenschaftlich geplant wird.“ Damit sollten „potentiell
faschistische Individuen aufgedeckt werden“.So suchte man Menschen, bei denen
die in Deutschland typischen Werte, wie „äußerlich korrektes Benehmen, Fleiß,
Tüchtigkeit, physische Sauberkeit, Gesundheit und unkritisches Verhalten“ nicht
vorhanden waren, denn diese Eigenschaften verbergen angeblich „eine tiefe
Schwäche des eigenen Ichs“.
Man befragte die ins Auge gefassten
Persönlichkeiten u. a. danach, wie ihr Verhältnis zu Vater und Mutter war.
Bevorzugt wurden Männer, die zu ihren Eltern ein gebrochenes Verhältnis hatten,
also nicht durch die autoritäre deutsche Familie geformt waren. Und sie gingen
mit gutem Gewissen vor, waren doch, wie sie behaupteten, die Deutschen krank,
waren Patienten, die von ihrer Paranoia geheilt werden mussten. Die neuen
Zeitungsverleger und Chefredakteure wurden entsprechenden Tests unterzogen, und
wenn sich herausstellte, dass sie solche gebrochenen Charaktere hatten, dann
kamen sie in die engste Wahl.Sozusagen als Belohnung erhielten sie die Lizenz
für eine Zeitung oder Zeitschrift, natürlich immer noch überwacht von den
Presseoffizieren. Die neuen Zeitungsverleger hüteten sich, gegen die
vorgegebenen Regeln zu verstoßen, wäre ihnen doch anderenfalls die Lizenz wieder
entzogen oder sie hätten ihre Stellung verloren. Die allermeisten funktionierten
wie verlangt, wobei auch bald Überzeugungen im Spiel waren, schlagen sich doch
die meisten Menschen gern auf die Seite der Sieger (ausführlich dazu
Schrenck-Notzing).Daß eine große Rolle bei der Umerziehung die Prozesse gegen
die deutsche Führungsschicht und gegen angebliche und wirkliche Kriegsverbrecher
spielten, liegt auf der Hand. Das Verfahren vor dem Internationalen
Militärgerichtshof in Nürnberg gegen die Reichsführung sowie die darauf
folgenden der amerikanischen Militärjustiz wurden den Deutschen durch die
Zeitungen der alliierten Militärregierungen vermittelt. Sie sollten der
deutschen Bevölkerung in allen Einzelheiten die Kollektivschuld vor Augen
führen, hatte aber gleichzeitig die Aufgabe, die alliierten Kriegsverbrechen wie
etwa den Luftkrieg gegen die Zivilbevölkerung zu rechtfertigen oder zu
verdecken.Jeder Journalist hat ein Umerzieher zu seinBei all
diesen Maßnahmen wurde die Hauptforderung der Psychologischen Kriegführung
befolgt: Man muß ein gegnerisches Volk von seiner Führung trennen. Das war
bereits ein Ziel der Alliierten im Ersten Weltkrieg, als der Kaiser als
bluttriefendes Monster dargestellt wurde. Für alle Zeitungen wie auch beim
Rundfunk galt der Grundsatz, dass jeder Journalist ein Umerzieher zu sein hat.
Befolgte er das nicht, lief er Gefahr, seine Stellung zu verlieren. Nicht
zuletzt das erklärte die Linientreue von Verlegern und Redakteuren (ausführlich
dazu Mosberg, Reeducation). Als 1949 die Bundesrepublik Deutschland entstand,
ging die Lizenzierung der Presse durch die Militärregierung zu Ende. Aber man
hatte in den Jahren 1945 bis 1949 seinen Nachwuchs herangezogen, und der war
durch die Schule der von den Militärregierungen überwachten Umerzieher
gegangen.Auch daher erklärt es sich, daß heute die bundesdeutschen Journalisten
zwar frei sind in Einzelfragen, daß sie sich aber alle einigen
Grundeinstellungen verpflichtet fühlen (müssen), so der deutschen
Kollektivschuld und der deutschen Alleinschuld am Ausbruch des Zweiten
Weltkriegs.So wie die Presse im Sinne der Umerzieher umgestaltet wurde, so
erging es auch dem Rundfunk und der Filmwirtschaft. Die bis 1945 in Deutschland
produzierten Filme wurden zunächst generell verboten; dann gab man ausgewählte
Revue- und Unterhaltungsfilme frei. (Noch heute sind zahlreiche Filme verboten.)
Die Kinos zeigten zunächst überwiegend englisch- und russischsprachige Filme mit
Untertiteln, bis nach den Prinzipien der Umerzieher gedrehte deutsche Filme zur
Verfügung standen. (Beispiele: Die Mörder sind unter uns, Film ohne Titel,
Rotation)Umerziehung in Schulen und UniversitätenParallel lief
die Umerziehung in Schulen und Universitäten. Alle Schulbücher wurden verboten.
Um Bücher verlegen zu können, benötigte man die Lizenz der Militärregierung. Es
bestand erheblicher Bedarf an Neuerscheinungen, nachdem der Alliierte
Kontrollrat insgesamt 34.645 Bücher verboten hatte sowie pauschal alle Bücher
über den Ersten Weltkrieg und über die Olympischen Spiele 1936; das waren alles
in allem drei- bis viermal so viele Bücher wie im Dritten Reich. (Siehe den
Befehl Nr. 4 des Alliierten Kontrollrates vom 13. 5. 1946 „Betreffend Einziehung
von Literatur und Werken nationalsozialistischen und militaristischen
Charakters“ sowie „Liste der auszusondernden Literatur“ mit drei Nachträgen.)
Nachdrucke im Uwe Berg Verlag, Toppenstedt 1983/1984.[...][1] Das kompletten
Essay als PDF-Datei: Die Umerziehung der Deutschen als Teil der psychologischen
Kriegsführung.[2] Ein höchst brisantes Buch Im Jahre 2002 erschien Carl
Zuckmayers (geb. 1896, gest. 1977) “Geheimreport“, den er im Exil für den
us-amerikanischen Geheimdienst OSS* erstellte, als Buch. Er verfaßte 1943 bis
1944 eine Sammlung von Kurzbiographien, um den Amerikanern nach dem für sie
siegreichen Kriegsende die Orientierung in der deutschen Kunst- und Kulturszene
zu erleichtern, d.h. das Aussortieren der nazistisch belasteten
Personen.
Sie streitet alles ab und macht sich mitschuldig... ein kinder/menschenverachtendes Subjekt.. Sonja Mikichs GEHÖRT SIE DAZU? MACHT SIE MIT? ALLES WAS SCHON BEWIESEN IST - STREITET SIE IM ÖFFENTLICHEN FERNSEHEN AB UND LEUGNET ES VOR EINEM MILLIONEN PUBLIKUM: DAS IST FAKE NEWS: DAS IST POSTFAKTISCH POLITIK- UND MEDIENSCHWINDEL!
Veröffentlicht in: Erosion der Demokratie, Medienkritik, Strategien der Medienkritik,
Sonja Mikich ist Chefredakteurin des WDR und als solche offenbar mit
öffentlich-rechtlichen Scheuklappen oberster Güte gesegnet. In einem Kommentar für die Tagesthemen nahm sich die
ehemalige Monitor-Moderatorin des Themas „Fake News“ an und scheiterte dabei
kläglich. Und das liegt nicht nur an der für viele Vertreter ihres Berufsstands
leider so charakteristischen Unfähigkeit zur Selbstreflexion. Sonja Mikich hat
vielmehr eine rote Linie überschritten, indem sie in ihrem Kommentar aktiv zur
Zensur von Nachrichten und Meldungen durch die Internetgiganten aufruft. Ja
versteht Frau Mikich denn wirklich nicht, dass sie mit solchen Forderungen mit
dem Feuer spielt und am ohnehin schon dünnen Ast der Presse- und
Meinungsfreiheit sägt? Oder ist das nur Kalkül in einem zynischen PR-Feldzug zur
Verteidigung der Deutungshoheit? Von Jens Berger.
Der Kommentar von Sonia Seymour Mikich (WDR), zu Fake
News
tagesthemen 22:15 Uhr, 12.12.2016
Wie bedeutend Facebook für eine funktionierende Gegenöffentlichkeit ist, zeigen die Erfolge des britischen Labour-Chefs Jeremy Corbyn und des US-Sozialisten Bernie Sanders. Die beiden sperrigen, linken Politiker konnten in diesem Jahr große Erfolge feiern, da sie der dichten Phalanx der ihnen feindlich gegenüberstehenden Massenmedien widerstanden. Dies war nur durch ihre Unterstützer in den Sozialen Netzwerken, allen voran Facebook und Twitter möglich. Diese Netzwerke sind gegenwärtig das Korrektiv für den Mainstream und damit natürlich auch eine Bedrohung für die Deutungshoheit der Konzernmedien und von der Politik bestellten öffentlich-rechtlichen Funktionäre.
Lesen Sie dazu bitte: Ist das der Beginn vom Ende der Deutungshoheit?
Das hier nur keine Missverständnisse aufkommen: Facebook ist apolitisch und ganz sicher kein Unterstützer oppositioneller Kräfte. Facebook ist ein renditeorientierter Internetgigant, der keine Inhalte produziert, sondern eine ausgeklügelte Software ins Netz stellt, über die die Nutzer Inhalte produzieren, die von anderen Nutzern abgerufen werden. Facebook verdient sein Geld damit, diesen Nutzern personalisierte Werbung vorzusetzen. Gefährlich daran ist vor allem, dass Facebook aufgrund seines großen Erfolgs ein Monopol innehat. Ähnlich wie Google ist Facebook der Herr über die Daten und deren Verteilung. Wer auf Facebook und Google anderen Nutzern nicht angezeigt wird, existiert streng genommen in der digitalen Welt überhaupt nicht. Und dies ist wohl die gefährlichste Form einer denkbaren Zensur. Was nützt Dir die Meinungsfreiheit, wenn Algorithmen dafür sorgen, dass niemand Deine Gedanken, Meinungen und Forderungen im digitalen Nirwana findet?
Lesen Sie dazu bitte: Die Allmacht der Algorithmen – unser Facebook-Dilemma
Und hier kommen wir zu Sonja Mikich zurück. Facebook ist ein schlafender Riese. Das Unternehmen hat bereits heute das Potential, sehr empfindlich in unsere Meinungsbildung und Meinungsfreiheit einzugreifen. Welche Nachrichten und Meldungen wir über Facebook angezeigt bekommen, hängt einzig und allein von komplett intransparenten Algorithmen ab. Bislang scheint es jedoch so zu sein, dass Facebook dieses Potential zum Glück (noch) nicht nutzt. Mir ist jedenfalls kein überzeugender Fall bekannt, bei dem Facebook von sich aus über seine Algorithmen politisch Einfluss genommen oder gar manipuliert hätte.
Wenn man Mikich wörtlich nimmt, dann will sie den schlafenden Riesen wecken und Facebook – gegen dessen Willen – dazu verpflichten, inhaltliche Zensuren vorzunehmen und die Algorithmen so umzuprogrammieren, dass die Nutzer keine „ungeprüften“ Nachrichten mehr vorgesetzt bekommen. Klingt oberflächlich gut, aber was bedeutet das? Wie und ob Nachrichten und Meldungen überprüft werden, ist für ein Netzwerk wie Facebook doch gar nicht nachvollziehbar. Oder soll Facebook künftig einen „Wahrheitskommissar“ in die Medienanstalten entsenden, der sich persönlich davon überzeugt, ob der WDR korrekt recherchiert oder nicht? Das ist nicht möglich und das weiß Frau Mikich auch.
Daher würde ihr „Vorschlag“ in der Praxis auf ein Zwei-Klassen-Netz hinauslaufen. Die großen Konzernmedien und ÖR-Anstalten würden als „die Guten“ vom Facebook-Algorithmus bevorzugt, während alternative Medien als „die Bösen“ benachteiligt würden. Das ist Zensur! Ist es das, was Sonja Mikich will? Es ist sehr traurig, dass selbst namhafte Journalisten derart geschichtsvergessen sind und ein so hohes Gut wie die Presse- und Meinungsfreiheit ohne ein Wimpernzucken opfern, wenn es darum geht, ihre eigene Deutungshoheit zu verteidigen. Mikichs Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit ist ein Angriff auf uns alle. Auf uns als alternatives Medium und auf Sie als Leser. Lassen Sie sich das bitte nicht gefallen! Auch wenn es abgeschmackt klingt: Wir müssen den Anfängen wehren und in dieser unseligen Debatte laut widersprechen, bevor es irgendwann zu spät ist.
Es steht 1:0 für Scholz, Hensel & Freunde. Gerald Hensel, Stratege bei der Werbeagentur Scholz & Friends und Initiator der Kampagne "#KeinGeldfuerRechts“, hat auf seiner Seite „davaidavai.com“ deutsche Unternehmen dazu aufgerufen, „rechte Medien“ nicht durch Werbung zu unterstützen. „So soll rechten Webseiten die finanzielle Basis entzogen werden.“ Hensel wollte seinen Aufruf zum Boykott freilich nicht als Boykottaufruf verstanden wissen, nur als eine Art Orientierungshilfe für die angesprochenen Unternehmen. Er sagt: „Es wird oft so getan, als ob ich Volksaufklärer wäre oder Unternehmen sage, was sie zu tun haben. Das obliegt jedem Unternehmen selbst.“ Die Entscheidung, ob ein Unternehmen weiterhin auf einer bestimmten Seite Werbung schaltet oder nicht, bleibe dem jeweiligen Unternehmen überlassen.
Das klingt maßvoll, wie eine Empfehlung der Stiftung Warentest, beim Kauf einer bestimmten Waschmaschine auf den Energieverbrauch zu achten. Für welche Maschine der Kunde sich am Ende entscheidet, bleibe seine Sache. Man wolle dem Verbraucher nur bei einer „informierten Kaufentscheidung“ behilflich sein.
Man kann, finde ich, auch nicht mit absoluter Gewissheit behaupten, dass die feschen SA-Leute, die am 1. April 1933 vor jüdischen Geschäften Posten bezogen, einen Boykott jüdischer Geschäfte im Sinn hatten. Vielleicht wollten sie die Passanten nur darauf aufmerksam machen, wem die Geschäfte gehören, wobei es jedem Kunden überlassen blieb, ob er in dem jeweiligen Geschäft einkauft oder nicht.
Ich will damit weder suggerieren noch andeuten, dass Gerald Hensel, Stratege bei der Agentur „Scholz & Friends“, ein später Nazi sein könnte. Im Gegenteil, ich bin mir sicher, er hat keine Ahnung, dass der Spruch „Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden!" die Mutter aller Hashtags war. Ich bin mir allerdings auch sicher, dass er den Namen „davaidavai“ nicht zufällig für seine Seite gewählt hat. Und der rote Sowjetstern, der darüber steht, hat auch keine dekorative Funktion. Das ist nicht der „radical chick“ eines linken Intellektuellen, der mit Frantz Fanon, dem kleinen roten Buch von Mao und filterlosen Gauloises aufgewachsen ist, es ist ein Bekenntnis, das Hensel symbolträchtig verpackt. Der Mann ist ein Kultur-Stalinist, einer, der das Gute will, so wie er es definiert, und alle anderen dazu zwingen will, es ebenfalls zu wollen.
Die billigste Form des Ablasshandels seit LutherDass er „rechten Seiten den Geldhahn zudrehen und sie so trockenlegen“ möchte, hört sich erst einmal harmlos an. Wie „Kein Viertes Reich!" Oder: „Wehret den Anfängen!" Ist es aber nicht. Die Ankündigung zeigt nur, dass Gerald Hensel, Stratege bei der Agentur „Scholz & Friends“, kein Demokrat ist. Er macht sich nicht einmal die Mühe – oder ist dazu gedanklich nicht in der Lage -, zwischen rechts, rechtsradikal und rechtsextrem zu unterscheiden.
Es ist kein Makel, rechts zu sein, so wie es kein Makel ist, für Recht und Ordnung zu sein. Eine Öffentlichkeit ohne „rechte“ Seiten ist keine demokratische Öffentlichkeit, und ein parlamentarisches System ohne „rechte“ Parteien ist kein demokratisches System. Dass am rechten und linken Rand Grenzen des Zulässigen gezogen werden müssen, steht auf einem anderen Blatt, ist aber nicht die Aufgabe eines Würstchens, der sich zu Höherem berufen fühlt, sondern der demokratisch legitimierten Instanzen.
Hensel hat keine Kriterien für „rechts“, schon gar nicht für „rechtsextrem“ oder „rechtsradikal“. „Rechts“ ist für ihn alles, was er nicht mag, nicht teilt, jede Art von Haltung oder Kritik, die seiner eigenen Weltsicht widerspricht. In den 6oer Jahren war man „Kommunist“, wenn man auf das „sogenannte“ vor der DDR verzichtete, heute ist man „rechts“, wenn man die Willkommenskultur für eine Form der kollektiven Psychose hält, die den Befallenen über ihre historischen Phantomschmerzen hinweghilft und es ihnen ermöglicht, den „Widerstand“ gegen „rechts“ zu leisten, den ihre längst verstorbenen Groß- und Urgroßeltern nicht geleistet haben. Vollkommen risikolos und auf dem Rücken ihrer wehrlosen Mündel, denen sie „Refugees Welcome“-Schilder entgegenhalten. Die billigste Form des Ablasshandels seit Luther.
Eine Hochstaplerin vor dem HerrnSo viel zu Gerald Hensel, Stratege bei der Werbeagentur Scholz & Friends und Initiator der Kampagne "#KeinGeldfuerRechts“, dem spätestens dann die Luft auszugehen droht, wenn seine Chefs bei Scholz & Friends nicht mehr so bedingungslos hinter ihm stehen, wie er es gerne hätte. Seinen Blog „davaidavai.com“, der bis zum vergangenen Wochenende noch frei zugänglich war, hat er jetzt mit einem Passwort geschützt. Macht nichts, Gerald, wir haben Screenshots (siehe auch hier).
Und nun noch ein Wort zu Anetta Kahane. Die ehemalige IM „Victoria“ ist eine im ursprünglichen Sinne des Wortes tüchtige Opportunistin, also Gelegenheitsergreiferin, die sich mit jedem politischen System zu arrangieren versteht, das ihr eine Chance bietet. Sie hat es sich in einer Blockhütte gemütlich eingerichtet, die von privaten Spenden und staatlichen Subventionen beheizt wird. Eine Hochstaplerin vor dem Herrn, die das Anschwärzen zu ihrem Beruf gemacht hat.
Kahane hat die Achse, Dirk und mich auf ihrer Seite „netz-gegen-nazis. de“ gelistet, Unterabteilung „Beliebte rechtspopulistische Blogs“, zusammen mit ein paar anderen authentischen Nazis wie Roland Tichy und Vera Lengsfeld.
Unsere Autorin Marisa Kurz wollte gerne wissen, was die Achse für so eine Bewertung qualifiziert, schrieb an Kahanes Firma eine Email und bekam von einer Gehilfin der Meisterin die folgende Antwort:
Sehr geehrte Frau Kurz,
In unserer Serie geht es um Blogs, die aktuell gern in der rechtspopulistischen Szene gelesen und geteilt werden. Es ist unsere Einschätzung, dass dies bei etlichen Artikeln, die aktuell auf der „Achse des Guten“ veröffentlicht werden, der Fall ist - weil sie rechtspopulistische Argumentationen verwenden: einige mit rassistisch-völkischem, andere mit islamfeindlichem oder elitenfeindlichem Einschlag (gegen Politik, Presse, vermeintliche politische Gegner_innen), dazu auch öfter ein alarmistischer oder rüder Tonfall. Beispiele finden Sie ja im Artikel zur „Achse des Guten“ auf netz-gegen-nazis.de. Diese Beispiele müssen Sie natürlich nicht überzeugen. Dass Sie in diesem Umfeld publizieren, ist Ihre eigene Entscheidung. Ich muss allerdings feststellen, dass Sie bereits im Sommer bei verschiedenen Kooperationspartnern die Amadeu Antonio Stiftung versucht haben, uns unlauterer Umtriebe zu unterstellen, ohne dass Ihnen dies gelungen wäre. Ich empfehle Ihnen, Ihre Zeit in sinnvollere Aktivitäten zu investieren.
Mit den besten Grüßen,
Simone Rafael
Redaktion Netz-gegen-Nazis.de
Öffentlichkeitsarbeit no-nazi.net
Mit dem Satzbau klappt es noch nicht ganzDas ist es, und das ist schon alles, was der Antifareferentin einfällt. Mit dem Satzbau klappt es noch nicht ganz, aber die Positionierung ist vorbildlich. Rechtspopulistische Seiten erkannt man daran, dass sie „rassistisch-völkisch“ argumentieren, was immer das sein mag, den Islam oder die Eliten kritisieren oder sich, ganz allgemein, eines rüden Tonfalls bedienen. Sagt Simone Rafael, die Fachfrau für Rechtspopulismus und Kaffeesatz-Exegese. Die dazugehörigen Beispiele könne man auf der Seite „netz-gegen-nazis.de“ nachlesen, also hier.
Es sind drei Beispiele, ein Beitrag von Thilo Sarrazin, einer von Gunnar Heinsohn und einer von Vera Lengsfeld. Mehr hat Simone Rafael nicht gefunden. Nicht einmal was Rassistisch-Völkisches von mir. Dafür gibt sie unserer Autorin den Rat, "Ihre Zeit in sinnvollere Aktivitäten zu investieren“, statt Fragen an die Kahane-Truppe zu stellen.
Was mich angeht, kann ich ihr, ihrer ungustiösen Chefin und auch dem Strategen von Scholz & Friends nur einen Rat geben. Seht Euch vor, ihr seid an den Falschen geraten. Euch mache ich, wenn es sein muss, am frühen Morgen fertig, noch bevor ich meinen Hund Gassi geführt habe.
Nachtrag: Und jetzt raten Sie mal, wer unter den Sponsoren und Unterstützern von netz-gegen-nazis aufgeführt ist: Bingo: Scholz & Friends.
Lesen Sie zum gleichen Thema auch unseren Beitrag "Das Bürgertum darf nicht mehr mitmachen"
Dirk Maxeiner / 12.12.2016
Vergangenen Freitag bat uns unsere Anzeigenagentur um einen Rückruf. Es waren dort stapelweise Emails von Agenturen und Unternehmen eingegangen, die ihre Anzeigen nicht mehr auf der Achse des Guten platziert sehen wollten. Nicht ein paar der bisherigen Kunden. Alle. Wir sind jetzt „blacklistet“, so nennen sie in den Agenturen ganz ungeniert das Anlegen von schwarzen Listen. Unser Anzeigen-Vermittler, mit dem wir gut zusammengearbeitet haben, bat uns den Vertrag einvernehmlich aufzulösen. Das haben wir getan, weil wir den Leuten noch mehr Schwierigkeiten ersparen wollten.
Muss man in Deutschland Angst haben, seine Meinung kundzutun? Vor einer Woche hätte ich noch gesagt: Nein. Heute lautet meine Antwort: Ja. Man sollte vorsichtig sein. Zumindest derjenige, der die Hypothek vom Reihenhaus noch nicht bezahlt hat. So wird das wertvollste demokratische Porzellan zerschlagen. Im Grunde muss man geradezu dankbar für diesen Vorgang sein, weil er sich in aller Öffentlichkeit abspielt, weil er nachweis- und nachvollziehbar ist, weil man Ross und Reiter nennen kann.
Deshalb noch einmal ganz kurz, was bisher geschah. Gerald Hensel, Strategy-Manager der Agentur Scholz & Friends, zu deren Kunden unter anderem die Bundesregierung zählt, stiftet unter dem Motto #kein-geld-für-rechts (siehe unsere Beiträge hier und hier) dazu an, die Achse des Guten zu boykottieren. Vorgeblich geht es bei der Aktion um den amerikanischen Gottseibeiuns „Breitbart-News“ und den rechten Sumpf in Deutschland. Für den Medienriesen Breitbart, der bisher noch nicht einmal eine deutsche Dependance hat, ist das so bedrohlich wie ein Sack Reis, der in China umfällt. Und wer glaubt mit so einer Aktion den (vorhandenen) rechten Sumpf austrocknen zu können, der hat einen an der Waffel. Die kriegen ihr Geld woanders her. Und deshalb hat man sich einen Gegner ausgesucht, der leichter zu treffen ist: Die liberal bis konservative Mitte in Deutschland.
Hier wird mindestens der Hälfte der deutschen Gesellschaft ein Tritt versetztBegeistert warfen sich Hensel & Friends in die Schlacht, um die Achse des Guten abzuservieren. Und zwar schlicht und einfach, weil wir irgendwie „rechts“ seien, was auch immer das heißen soll. Früher lief das so mit schwul. Wem man das anhängte, der war erledigt, am Arbeitsplatz, bei den Nachbarn oder sonst wo. Keine Chance sich zu wehren. Schwul reichte, und die Einladung zum Betriebsfest wurde vergessen. Belege? Begründungen? Fehlanzeige. Die meisten von diesen Leuten haben die Achse wahrscheinlich noch nie gelesen, sonst würden sie ja nicht so einen Unsinn verbreiten. #keingeldfuerrechts“ ist eine antidemokratische Verleumdungskampagne, die die bürgerliche Mitte als solche ins Fadenkreuz nimmt.
Die Achse hat über eine halbe Million Leser und drei Millionen Seitenaufrufe pro Monat und wird eine immer lautere Stimme. Es geht in diesem Fall nicht um den Kampf gegen den gefährlichen rechten Rand unserer Gesellschaft, es geht um die Stigmatisierung und Einschüchterung der bürgerlichen Mitte. Die denkt lediglich nicht so wie die Herren von Scholz & Hensel es gerne hätten und ist deshalb irgendwie „nazi“. Gerald Hensel verpasst mindestens der Hälfte der deutschen Gesellschaft einen Tritt - möglicherweise handelt es sich sogar um die Mehrheit.
Die Masters of the Universe wären keine Werber, wenn es nicht immer auch um ihr Spezialgebiet ginge: Die eitle Selbstdarstellung. Vor sich selbst, den Kollegen und dem örtlichen Porsche-Händler möchte man sich als besonders mutiger Kämpfer für das Gute darstellen. Und für das Gute darf man eine feige und vollkommen willkürliche Kampagne anzetteln, die andere die wirtschaftliche Existenz kosten kann. Nach dem Fait Accomplit hat der mutige Gerald Hensel seine Website „Davaidavai.com“ übrigens mit einem Passwort verrammelt. Zugbrücken hoch. Bitte keine Nachfragen und Diskussionen. Es soll auch niemand mehr sehen können, mit welchen perfiden Formulierungen Herr Hensel die Achse des Guten in einen Topf mit allen möglichen politischen Obskuranten wirft. Sreenshot hier.
Die Branchenpublikationen der Werbemenschen sind voll von Interviews, die von der „Besonderen Verantwortung“ der Werber faseln. Achgottchen Jungs, kommt mal runter vom Baum: Besondere Verantwortung habt ihr für eure Frauen, eure Kinder und euren Adrenalinspiegel. Aber nicht für mich. Merkt ihr nicht, dass dieses ganze Social-Warrior-Gehabe zutiefst undemokratisch ist? Nicht der Soldat entscheidet in einer Demokratie über Krieg und Frieden sondern die Gemeinschaft. Wir haben demokratische Regeln, eine Verfassung, ein Grundgesetz. Wir haben einen Rechtsstaat. Wo kommen wir hin, wenn jeder Heinz sich über das demokratische Verfahren stellt und aufgrund einer Eingebung vom Stern Alpha Centaurus in den Krieg zieht – zumindest mit dem Ziel, den Gegner wirtschaftlich zu vernichten?
Dies ist längst auch ein Fall Scholz & FriendsNehmt euch doch ein Beispiel an uns: Jeden Tag lassen wir Jakob Augstein, Claudia Roth und Klaus Kleber hochleben. Wir mögen deren Meinung meist überhaupt nicht, aber sie sind uns dennoch ans Herz gewachsen. Ohne sie wäre es doch langweilig. Wir hätten dann bald überhaupt niemanden mehr, über den wir uns aufregen könnten. Nun wäre es ja noch ok, wenn eure Vendetta eine reine Privatsache wäre. Ist sie aber nicht.
Der Gipfel der Anmaßung ist erreicht, wenn Scholz & Friends, eine politikberatende Werbeagentur, es duldet, dass aus der Mitte Ihrer Führungskräfte ein selbsternannter Gesinnungswächter unter den Insignien des stalinistischen Terrors (Roter Stern, davai-davai) eine ruf- und geschäftsschädigende Kampagne lostritt, die im Kern (wie das Design seiner Website) antidemokratisch auftritt und die Meinungsfreiheit verachtet, die sie zu verteidigen vorgibt. Sollte die Kampagne nicht Hetzseiten verfolgen? Was ist mit seiner eigenen Seite, die man getrost als ebensolche brandmarken kann. Um es klarzustellen: Aus der Deckung der Political Correctness heraus betreiben diese Opportunisten Hetze gegen die Meinungsfreiheit.
Die Entgleisungen Gerald Hensels, sind in dem Moment, indem er sich auf die Rückendeckung seines Arbeitgebers Scholz & Friends beruft, nicht mehr nur seine Privatsache gewesen. Ohne seinen Job bei Scholz und Friends würde kein Hahn nach dieser Aktion krähen. Nein, meine Damen und Herren bei Scholz und Friends, so leicht kommen Sie nicht aus der Sache heraus.
Das Unternehmen hat mitangesehen und widerspruchslos akzeptiert, wie ihr Strategy-Manager das aus seinem Arbeitsumfeld stammende Netzwerk dazu nutzte, Alarm gegen das liberal-konservative Bürgertum zu machen. Die Agentur hat die Kampagne in ihrer Tragweite für das eigene Geschäft unterschätzt und die Konsequenzen für die eigene Klientel völlig aus den Augen verloren. Die Werbewirtschaft und die Kunden der Unternehmen werden Scholz & Friends diesen Fehlgriff anlasten.
Eine sichtbare Quittung haben Scholz & Friends schon auf ihrer Facebook-Seite erhalten: Hunderte schlechte Bewertungen belasten sehr plakativ das angeschlagene Image der Agentur, zudem kommt eine Vielzahl von Kommentaren auf der Website des Branchen-Fachblatts W&V (siehe auch hier), wo sich die Kollegen äußerst kritisch mit der Haltung des Unternehmens auseinandersetzen. Keine gute Werbung für die Werber.
Was können wir nun tun? Was können die Achgut-Leser tun?
Wenn wir nichts dagegen tun, ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis der nächste dran ist. Deshalb geht uns das alle an. Es geht hier nicht nur um Achgut.com, es geht ums Ganze. Für unseren Blog ist der Schaden ohnehin da. Im Glaspalast von Scholz & Hensel werden sie womöglich feixen und höhnen: „Die haben fertig“. Dennoch ein kleiner Tipp von mir: Jungs, lasst die Cocktails nicht zu früh kreisen.
Lesen Sie zum gleichen Thema auch diesen Beitrag von Henryk Broder: Der schmutzige Erfolg der Denunzianten
Henryk M. Broder / 12.12.2016
Der schmutzige Erfolg der Denunzianten
Es steht 1:0 für Scholz, Hensel & Freunde. Gerald Hensel, Stratege bei der Werbeagentur Scholz & Friends und Initiator der Kampagne "#KeinGeldfuerRechts“, hat auf seiner Seite „davaidavai.com“ deutsche Unternehmen dazu aufgerufen, „rechte Medien“ nicht durch Werbung zu unterstützen. „So soll rechten Webseiten die finanzielle Basis entzogen werden.“ Hensel wollte seinen Aufruf zum Boykott freilich nicht als Boykottaufruf verstanden wissen, nur als eine Art Orientierungshilfe für die angesprochenen Unternehmen. Er sagt: „Es wird oft so getan, als ob ich Volksaufklärer wäre oder Unternehmen sage, was sie zu tun haben. Das obliegt jedem Unternehmen selbst.“ Die Entscheidung, ob ein Unternehmen weiterhin auf einer bestimmten Seite Werbung schaltet oder nicht, bleibe dem jeweiligen Unternehmen überlassen.
Das klingt maßvoll, wie eine Empfehlung der Stiftung Warentest, beim Kauf einer bestimmten Waschmaschine auf den Energieverbrauch zu achten. Für welche Maschine der Kunde sich am Ende entscheidet, bleibe seine Sache. Man wolle dem Verbraucher nur bei einer „informierten Kaufentscheidung“ behilflich sein.
Man kann, finde ich, auch nicht mit absoluter Gewissheit behaupten, dass die feschen SA-Leute, die am 1. April 1933 vor jüdischen Geschäften Posten bezogen, einen Boykott jüdischer Geschäfte im Sinn hatten. Vielleicht wollten sie die Passanten nur darauf aufmerksam machen, wem die Geschäfte gehören, wobei es jedem Kunden überlassen blieb, ob er in dem jeweiligen Geschäft einkauft oder nicht.
Ich will damit weder suggerieren noch andeuten, dass Gerald Hensel, Stratege bei der Agentur „Scholz & Friends“, ein später Nazi sein könnte. Im Gegenteil, ich bin mir sicher, er hat keine Ahnung, dass der Spruch „Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden!" die Mutter aller Hashtags war. Ich bin mir allerdings auch sicher, dass er den Namen „davaidavai“ nicht zufällig für seine Seite gewählt hat. Und der rote Sowjetstern, der darüber steht, hat auch keine dekorative Funktion. Das ist nicht der „radical chick“ eines linken Intellektuellen, der mit Frantz Fanon, dem kleinen roten Buch von Mao und filterlosen Gauloises aufgewachsen ist, es ist ein Bekenntnis, das Hensel symbolträchtig verpackt. Der Mann ist ein Kultur-Stalinist, einer, der das Gute will, so wie er es definiert, und alle anderen dazu zwingen will, es ebenfalls zu wollen.
Die billigste Form des Ablasshandels seit LutherDass er „rechten Seiten den Geldhahn zudrehen und sie so trockenlegen“ möchte, hört sich erst einmal harmlos an. Wie „Kein Viertes Reich!" Oder: „Wehret den Anfängen!" Ist es aber nicht. Die Ankündigung zeigt nur, dass Gerald Hensel, Stratege bei der Agentur „Scholz & Friends“, kein Demokrat ist. Er macht sich nicht einmal die Mühe – oder ist dazu gedanklich nicht in der Lage -, zwischen rechts, rechtsradikal und rechtsextrem zu unterscheiden.
Es ist kein Makel, rechts zu sein, so wie es kein Makel ist, für Recht und Ordnung zu sein. Eine Öffentlichkeit ohne „rechte“ Seiten ist keine demokratische Öffentlichkeit, und ein parlamentarisches System ohne „rechte“ Parteien ist kein demokratisches System. Dass am rechten und linken Rand Grenzen des Zulässigen gezogen werden müssen, steht auf einem anderen Blatt, ist aber nicht die Aufgabe eines Würstchens, der sich zu Höherem berufen fühlt, sondern der demokratisch legitimierten Instanzen.
Hensel hat keine Kriterien für „rechts“, schon gar nicht für „rechtsextrem“ oder „rechtsradikal“. „Rechts“ ist für ihn alles, was er nicht mag, nicht teilt, jede Art von Haltung oder Kritik, die seiner eigenen Weltsicht widerspricht. In den 6oer Jahren war man „Kommunist“, wenn man auf das „sogenannte“ vor der DDR verzichtete, heute ist man „rechts“, wenn man die Willkommenskultur für eine Form der kollektiven Psychose hält, die den Befallenen über ihre historischen Phantomschmerzen hinweghilft und es ihnen ermöglicht, den „Widerstand“ gegen „rechts“ zu leisten, den ihre längst verstorbenen Groß- und Urgroßeltern nicht geleistet haben. Vollkommen risikolos und auf dem Rücken ihrer wehrlosen Mündel, denen sie „Refugees Welcome“-Schilder entgegenhalten. Die billigste Form des Ablasshandels seit Luther.
Eine Hochstaplerin vor dem HerrnSo viel zu Gerald Hensel, Stratege bei der Werbeagentur Scholz & Friends und Initiator der Kampagne "#KeinGeldfuerRechts“, dem spätestens dann die Luft auszugehen droht, wenn seine Chefs bei Scholz & Friends nicht mehr so bedingungslos hinter ihm stehen, wie er es gerne hätte. Seinen Blog „davaidavai.com“, der bis zum vergangenen Wochenende noch frei zugänglich war, hat er jetzt mit einem Passwort geschützt. Macht nichts, Gerald, wir haben Screenshots (siehe auch hier).
Und nun noch ein Wort zu Anetta Kahane. Die ehemalige IM „Victoria“ ist eine im ursprünglichen Sinne des Wortes tüchtige Opportunistin, also Gelegenheitsergreiferin, die sich mit jedem politischen System zu arrangieren versteht, das ihr eine Chance bietet. Sie hat es sich in einer Blockhütte gemütlich eingerichtet, die von privaten Spenden und staatlichen Subventionen beheizt wird. Eine Hochstaplerin vor dem Herrn, die das Anschwärzen zu ihrem Beruf gemacht hat.
Kahane hat die Achse, Dirk und mich auf ihrer Seite „netz-gegen-nazis. de“ gelistet, Unterabteilung „Beliebte rechtspopulistische Blogs“, zusammen mit ein paar anderen authentischen Nazis wie Roland Tichy und Vera Lengsfeld.
Unsere Autorin Marisa Kurz wollte gerne wissen, was die Achse für so eine Bewertung qualifiziert, schrieb an Kahanes Firma eine Email und bekam von einer Gehilfin der Meisterin die folgende Antwort:
Sehr geehrte Frau Kurz,
In unserer Serie geht es um Blogs, die aktuell gern in der rechtspopulistischen Szene gelesen und geteilt werden. Es ist unsere Einschätzung, dass dies bei etlichen Artikeln, die aktuell auf der „Achse des Guten“ veröffentlicht werden, der Fall ist - weil sie rechtspopulistische Argumentationen verwenden: einige mit rassistisch-völkischem, andere mit islamfeindlichem oder elitenfeindlichem Einschlag (gegen Politik, Presse, vermeintliche politische Gegner_innen), dazu auch öfter ein alarmistischer oder rüder Tonfall. Beispiele finden Sie ja im Artikel zur „Achse des Guten“ auf netz-gegen-nazis.de. Diese Beispiele müssen Sie natürlich nicht überzeugen. Dass Sie in diesem Umfeld publizieren, ist Ihre eigene Entscheidung. Ich muss allerdings feststellen, dass Sie bereits im Sommer bei verschiedenen Kooperationspartnern die Amadeu Antonio Stiftung versucht haben, uns unlauterer Umtriebe zu unterstellen, ohne dass Ihnen dies gelungen wäre. Ich empfehle Ihnen, Ihre Zeit in sinnvollere Aktivitäten zu investieren.
Mit den besten Grüßen,
Simone Rafael
Redaktion Netz-gegen-Nazis.de
Öffentlichkeitsarbeit no-nazi.net
Mit dem Satzbau klappt es noch nicht ganzDas ist es, und das ist schon alles, was der Antifareferentin einfällt. Mit dem Satzbau klappt es noch nicht ganz, aber die Positionierung ist vorbildlich. Rechtspopulistische Seiten erkannt man daran, dass sie „rassistisch-völkisch“ argumentieren, was immer das sein mag, den Islam oder die Eliten kritisieren oder sich, ganz allgemein, eines rüden Tonfalls bedienen. Sagt Simone Rafael, die Fachfrau für Rechtspopulismus und Kaffeesatz-Exegese. Die dazugehörigen Beispiele könne man auf der Seite „netz-gegen-nazis.de“ nachlesen, also hier.
Es sind drei Beispiele, ein Beitrag von Thilo Sarrazin, einer von Gunnar Heinsohn und einer von Vera Lengsfeld. Mehr hat Simone Rafael nicht gefunden. Nicht einmal was Rassistisch-Völkisches von mir. Dafür gibt sie unserer Autorin den Rat, "Ihre Zeit in sinnvollere Aktivitäten zu investieren“, statt Fragen an die Kahane-Truppe zu stellen.
Was mich angeht, kann ich ihr, ihrer ungustiösen Chefin und auch dem Strategen von Scholz & Friends nur einen Rat geben. Seht Euch vor, ihr seid an den Falschen geraten. Euch mache ich, wenn es sein muss, am frühen Morgen fertig, noch bevor ich meinen Hund Gassi geführt habe.
Nachtrag: Und jetzt raten Sie mal, wer unter den Sponsoren und Unterstützern von netz-gegen-nazis aufgeführt ist: Bingo: Scholz & Friends.
Lesen Sie zum gleichen Thema auch unseren Beitrag "Das Bürgertum darf nicht mehr mitmachen"
Das Bürgertum soll nicht mehr mitmachen
Halten Scholz & Friends Kunden und Unternehmen für dumm? Von Tichys Einblick Mo, 12. Dezember 2016Wie Sie wissen, gilt neuerdings Kritik an der Bundesregierung bereits als rechts. Wir glauben: Es ist die Aufgabe der Medien als Vierte Gewalt, auf Missstände hinzuweisen. Dies ist nicht mehr Common Sense. Ausgehend von der Werbeagentur Scholz & Friends und Mitarbeitern kündigen einige Unternehmen ihre Werbe-Aufträge. Wir glauben an Vernunft, Rechtstaat und das Recht auf freie Meinungsäußerung. Wir glaubten, dass Boykott-Aufrufe schrecklicher Tradition der Vergangenheit angehören; dass es in unserem Land nicht mehr möglich sei, unbequeme Meinungen abzuschalten. Wir lassen uns von Scholz and Gesinnungsfreunden in der Politik und ihren Gehilfen in Agenturen nicht den Mund verbieten. Kunden und Unternehmen sind nicht so dumm, wie sie von Scholz und Freunden verkauft werden.
Vergangenen Freitag bat uns unsere Anzeigenagentur um einen Rückruf. Es waren dort stapelweise Emails von Agenturen und Unternehmen eingegangen, die ihre Anzeigen nicht mehr auf der Achse des Guten platziert sehen wollten. Nicht ein paar der bisherigen Kunden. Alle. Wir sind jetzt „blacklistet“, so nennen sie in den Agenturen ganz ungeniert das Anlegen von schwarzen Listen. Ein ähnlicher Vorgang bei Tichys Einblick. Hier sind es einige der großen Namen der deutschen Industrie.
Muss man in Deutschland Angst haben, seine Meinung kundzutun? Vor einer Woche hätte ich noch gesagt: Nein. Heute lautet meine Antwort: Ja. Man sollte vorsichtig sein. Zumindest derjenige, der die Hypothek vom Reihenhaus noch nicht bezahlt hat. So wird das wertvollste demokratische Porzellan zerschlagen. Im Grunde muss man geradezu dankbar für diesen Vorgang sein, weil er sich in aller Öffentlichkeit abspielt, weil er nachweis- und nachvollziehbar ist, weil man Ross und Reiter nennen kann.
Deshalb noch einmal ganz kurz, was bisher geschah. Gerald Hensel, Strategy-Manager der Agentur Scholz & Friends, zu deren Kunden unter anderem die Bundesregierung zählt, stiftet unter dem Motto #kein-geld-für-rechts (siehe unsere Beiträge hier und hier) dazu an, die Achse des Guten und Tichys Einblick zu boykottieren. Vorgeblich geht es bei der Aktion um den amerikanischen Gottseibeiuns „Breitbart-News“ und den rechten Sumpf in Deutschland. Für den Medienriesen Breitbart, der bisher noch nicht einmal eine deutsche Dependance hat, ist das so bedrohlich wie ein Sack Reis, der in China umfällt. Und wer glaubt mit so einer Aktion den (vorhandenen) rechten Sumpf austrocknen zu können, der hat einen an der Waffel. Die kriegen ihr Geld woanders her. Und deshalb hat man sich einen Gegner ausgesucht, der leichter zu treffen ist: Die liberal bis konservative Mitte in Deutschland.
Hier wird mindestens der Hälfte der deutschen Gesellschaft ein Tritt versetztBegeistert warfen sich Hensel & Friends in die Schlacht, um die Achse des Guten und Tichys Einblick abzuservieren. Und zwar schlicht und einfach, weil wir irgendwie „rechts“ seien, was auch immer das heißen soll. Früher lief das so mit schwul. Wem man das anhängte, der war erledigt, am Arbeitsplatz, bei den Nachbarn oder sonst wo. Keine Chance sich zu wehren. Schwul reichte, und die Einladung zum Betriebsfest wurde vergessen. Belege? Begründungen? Fehlanzeige. Die meisten von diesen Leuten haben die Achse und Tichys wahrscheinlich noch nie gelesen, sonst würden sie ja nicht so einen Unsinn verbreiten. #keingeldfuerrechts“ ist eine antidemokratische Verleumdungskampagne, die die bürgerliche Mitte als solche ins Fadenkreuz nimmt.
Die Achse hat über eine halbe Million Leser und drei Millionen Seitenaufrufe pro Monat und wird eine immer lautere Stimme. Tichys Einblick hat ebenfalls über 500.000 regelmäßige Leser und entsprechende Seitenaufrufe; beide Seiten bei stetem Wachstum. Es geht in diesem Fall nicht um den Kampf gegen den gefährlichen rechten Rand unserer Gesellschaft, es geht um die Stigmatisierung und Einschüchterung der bürgerlichen Mitte. Die denkt lediglich nicht so wie die Herren von Scholz & Hensel es gerne hätten und ist deshalb irgendwie „nazi“. Gerald Hensel verpasst mindestens der Hälfte der deutschen Gesellschaft einen Tritt – möglicherweise handelt es sich sogar um die Mehrheit.
Die Masters of the Universe wären keine Werber, wenn es nicht immer auch um ihr Spezialgebiet ginge: Die eitle Selbstdarstellung. Vor sich selbst, den Kollegen und dem örtlichen Porsche-Händler möchte man sich als besonders mutiger Kämpfer für das Gute darstellen. Und für das Gute darf man eine feige und vollkommen willkürliche Kampagne anzetteln, die andere die wirtschaftliche Existenz kosten kann. Nach dem Fait Accomplit hat der mutige Gerald Hensel seine Website „Davaidavai.com“ übrigens mit einem Passwort verrammelt. Zugbrücken hoch. Bitte keine Nachfragen und Diskussionen. Es soll auch niemand mehr sehen können, mit welchen perfiden Formulierungen Herr Hensel die Achse des Guten in einen Topf mit allen möglichen politischen Obskuranten wirft. Sreenshot hier.
Die Branchenpublikationen der Werbemenschen sind voll von Interviews, die von der „Besonderen Verantwortung“ der Werber faseln. Achgottchen Jungs, kommt mal runter vom Baum: Besondere Verantwortung habt ihr für eure Frauen, eure Kinder und euren Adrenalinspiegel. Aber nicht für mich. Merkt ihr nicht, dass dieses ganze Social-Warrior-Gehabe zutiefst undemokratisch ist? Nicht der Soldat entscheidet in einer Demokratie über Krieg und Frieden sondern die Gemeinschaft. Wir haben demokratische Regeln, eine Verfassung, ein Grundgesetz. Wir haben einen Rechtsstaat. Wo kommen wir hin, wenn jeder Heinz sich über das demokratische Verfahren stellt und aufgrund einer Eingebung vom Stern Alpha Centaurus in den Krieg zieht – zumindest mit dem Ziel, den Gegner wirtschaftlich zu vernichten?
Dies ist längst auch ein Fall Scholz & FriendsNehmt euch doch ein Beispiel an uns: Jeden Tag lassen wir Jakob Augstein, Claudia Roth und Klaus Kleber hochleben. Wir mögen deren Meinung meist überhaupt nicht, aber sie sind uns dennoch ans Herz gewachsen. Ohne sie wäre es doch langweilig. Wir hätten dann bald überhaupt niemanden mehr, über den wir uns aufregen könnten. Nun wäre es ja noch ok, wenn eure Vendetta eine reine Privatsache wäre. Ist sie aber nicht.
Der Gipfel der Anmaßung ist erreicht, wenn Scholz & Friends, eine politikberatende Werbeagentur, es duldet, dass aus der Mitte Ihrer Führungskräfte ein selbsternannter Gesinnungswächter unter den Insignien des stalinistischen Terrors (Roter Stern, davai-davai) eine ruf- und geschäftsschädigende Kampagne lostritt, die im Kern (wie das Design seiner Website) antidemokratisch auftritt und die Meinungsfreiheit verachtet, die sie zu verteidigen vorgibt. Sollte die Kampagne nicht Hetzseiten verfolgen? Was ist mit seiner eigenen Seite, die man getrost als ebensolche brandmarken kann. Um es klarzustellen: Aus der Deckung der Political Correctness heraus betreiben diese Opportunisten Hetze gegen die Meinungsfreiheit.
Die Entgleisungen Gerald Hensels sind in dem Moment, indem er sich auf die Rückendeckung seines Arbeitgebers Scholz & Friends beruft, nicht mehr nur seine Privatsache gewesen. Ohne seinen Job bei Scholz und Friends würde kein Hahn nach dieser Aktion krähen. Nein, meine Damen und Herren bei Scholz und Friends, so leicht kommen Sie nicht aus der Sache heraus.
Das Unternehmen hat mitangesehen und widerspruchslos akzeptiert, wie ihr Strategy-Manager das aus seinem Arbeitsumfeld stammende Netzwerk dazu nutzte, Alarm gegen das liberal-konservative Bürgertum zu machen. Die Agentur hat die Kampagne in ihrer Tragweite für das eigene Geschäft unterschätzt und die Konsequenzen für die eigene Klientel völlig aus den Augen verloren. Die Werbewirtschaft und die Kunden der Unternehmen werden Scholz & Friends diesen Fehlgriff anlasten.
Eine sichtbare Quittung haben Scholz & Friends schon auf ihrer Facebook-Seite erhalten: Hunderte schlechte Bewertungen belasten sehr plakativ das angeschlagene Image der Agentur, zudem kommt eine Vielzahl von Kommentaren auf der Website des Branchen-Fachblatts W&V (siehe auch hier), wo sich die Kollegen äußerst kritisch mit der Haltung des Unternehmens auseinandersetzen. Keine gute Werbung für die Werber.
Was können wir nun tun? Was können die Achgut-Leser und die von Tichys Einblick tun?
Wenn wir nichts dagegen tun, ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis der nächste dran ist. Deshalb geht uns das alle an. Es geht hier nicht nur um Achgut.com, nicht nur um Tichys Einblick, es geht ums Ganze. Für uns ist der Schaden ohnehin da. Im Glaspalast von Scholz & Hensel werden sie womöglich feixen und höhnen: „Die haben fertig“. Dennoch ein kleiner Tipp von mir: Jungs, lasst die Cocktails nicht zu früh kreisen.
Die Erstversion von Dirk Maxeiner erschien bei Achgut. Auch Henryk Broder schrieb.
Montag, 12. Dezember 2016 "Internet &
Soziale Medien" schlägt "Mainstream-Medien": Harte Zeiten für Politiker, Chance
für die Demokratie
Ist es nicht paradox? Nachdem die US-Demokraten
gehackt und so im Wahlkampf bloßgestellt worden sind, reiten die
US-Geheimdienste auf der als Fakt verkauften These herum, Russland stecke
dahinter und habe die US-Wahl beeinflusst. Und schwupp, schon springen Politiker
der etablierten deutschen Parteien flugs und in bester Nachkriegstradition – bei
allem was man sagt und tut, immer erst zu schauen, was die Amerikaner machen –
auf diesen Zug auf. (1) So scheint es jedenfalls.
Russlands
Cyberkrieg gegen demokratische Parteien im Westen? Mit Rückendeckung der
eigenen Geheimdienste äußern deutsche Politiker nun die Sorge, auch der
Bundestagswahlkampf 2017 könnte von Russland beeinflusst und manipuliert werden.
Befürchtet werden „gezielte Infiltration von außen mit dem Ziel der
Manipulation von Fakten oder Meinungen“ (Wolfgang Bosbach (CDU),
„Verzerrungen und Lügengeschichten“ (Rolf Mützenich (SPD)), „dass von
Russland gesteuerte Online-Medien Fehldeutungen und Falschinformationen
verbreiten“ (Christian Lindner (FDP)) und „dass Hackerangriffe auf
Parteien und Fraktionen und Desinformationskampagnen zunehmen werden“
(Stephan Mayer (CSU)). (2) Allein bewiesen wurden die Behauptungen von
den US-Geheimdiensten und Sicherheitsfirmen bisher nicht. Darauf hat
beispielsweise James Bramford, Autor des Buches „The Shadow Factory: The
Ultra-Secret NSA From 9/11 to the Eavesdropping on America“ und Kolumnist
bei „Foreign Policy“ in einer Analyse ausdrücklich hingewiesen. (3) Ein wichtiges Argument
Bramfords ist unter anderem, dass die Analyse der Hackerattacke gegen die
US-Demokraten, die von einer darauf spezialisierten Firma im Auftrag der Partei
durchgeführt wurde, viel zu kurz und damit oberflächlich gewesen ist, um
angesichts der sehr diffizilen und komplexen Aufgabe, die Hacker zu
identifizieren, schon nach ein paar Wochen den Schuldigen präsentieren zu
können. Viele andere Internetsicherheitsfirmen hätten sich zudem einfach dieser
Einschätzung angeschlossen. Doch während die US-Geheimdienste, namentlich der
oberste US-Geheimdienstkoordinator James Clapper, Russland als Schuldigen
bezeichneten, habe das FBI dies bemerkenswerterweise nicht getan. (4)
In einer weiteren Analyse befasst sich
Bramford mit der Auswertung der bisher gesammelten Hinweise. Er kommt zu
dem Schluss, dass sie nicht auf Russland, sondern viel eher auf einen zweiten
und bisher unentdeckten Edward Snowden bei der NSA hinweisen. (5)
Trump: CIA-Vorwürfe sind lächerlich –
wahr oder falsch? Nachdem zum Wochenende von namentlich nicht genannten
CIA-Mitarbeitern erneut der Eindruck erweckt worden ist, alles deute darauf hin,
dass Russland die US-Wahl beeinflusst habe (6), hat es dem designierten neuen US-Präsidenten
Donald Trump offensichtlich gereicht. Er erklärte die CIA-Vorwürfe in einem
Interview auf Fox News am Sonntag für nach wie vor unbewiesen und mehr noch für
„lächerlich“. Jede Woche kämen die US-Demokraten mit einer neuen Ausrede
für ihre Wahlniederlage, so sein Fazit. (7) Das mag ein wenig überspitzt sein, doch so
ganz falsch scheint Trump damit nicht zu liegen. Als der FBI-Direktor James
Comey kurz vor der Wahl ankündigte, die Ermittlungen zu
Clintons-E-Mail-Affäre würde aufgrund neuer E-Mail-Funde wieder aufgenommen,
wurde dies von den US-Demokraten als Versuch der Wahlbeeinflussung hingestellt,
obwohl Comey in seiner langen Karriere über die Parteigrenzen hinweg einen Ruf
als integre Persönlichkeit erworben hat. Mehr noch fordert nun der demokratische
Senator Harry Reid eine Untersuchung, weil er glaubt, der FBI-Direktor halte
Informationen über die behauptete Einmischung Russlands in die US-Wahl zurück.
(8)
Wer anderen eine Grube gräbt …
Was in den USA seit Monaten vor und nach der Wahl stattfindet, hat
inzwischen zunehmend mehr etwas von Verfolgungswahn oder Verschwörungstheorie
und zwar auf Seiten der Trump-Gegner, die sich allerdings zum Teil in seiner
eigenen Partei befinden. Der Alarmismus dort wirkt ebenso überzogen wie hier,
auf dieser Seite des Atlantiks und speziell in Deutschland. Wenn in den USA
trotz der schwachen Faktenlage Russland für schuldig erklärt wird, die US-Wahl
beeinflusst zu haben, damit Trump gewinnt, dann ist es schon ein wenig
befremdlich, wenn deutsche Politiker nun mit Blick auf die Bundestagswahl
dieselben Befürchtungen äußern, so als wäre die Sache in den USA längst klar.
Zudem gibt es in Deutschland überhaupt keinen starken „Populisten“, der
tatsächlich eine realistische Chance haben könnte, die Bundestagswahl zu
gewinnen. Was soll man also dazu sagen? Willkommen im „postfaktischen
Zeitalter“, das von Journalisten der traditionellen Medien und eben jenen
Politikern ausgerufen wurde, die damit eigentlich das Verhalten von Populisten
und ihren Anhängern meinten, nicht sich selbst. Willkommen in der Ära also, in
der angeblich nicht mehr die Fakten zählen, sondern Emotionen (9) und in der „Fake News“ bzw. Lügengeschichten
verbreitet werden. Wie wahr! Doch denken Politiker etablierter Parteien, wenn
sie in diesem Zusammenhang von einer „verwilderten politischen Kultur“ sprechen
(10), auch an die nicht geringe Zahl von Fällen,
in denen sie selbst Fakten ignorieren oder in denen Parteimitglieder
beispielsweise ihren Doktortitel durch Abschreiben erschlichen
(Plagiate-Skandal) oder ihren Lebenslauf aufpolierten (11)? Wohl eher nicht.
„Postfaktisch“ als
Retourkutsche für „Lügenpresse“ Insofern überrascht es ebenso wenig, dass
die Gesellschaft für deutsche Sprache in den Refrain der Journalisten und
Politiker einstimmte und den auf Anhänger von „Populisten gemünzten Begriff
„postfaktisch“ postwendend zum Wort des Jahres 2016 kürte, womit sie allerdings
nur nachvollzog, was ein paar Wochen zuvor auf internationaler Ebene („post
truth“ als Wort des Jahres) vorgekaut worden war. (12) Das sieht möglicherweise nicht ganz zufällig nach einer
Art Retourkutsche der Vorwürfe aus dem den etablierten Parteien gegenüber
kritisch eingestellten Teil der Bevölkerung aus, der den Begriff „Lügenpresse“
aus der Taufe gehoben hatte, um so mangelnde Objektivität und behauptete
Falschmeldungen der Mainstreammedien anzuprangern. Diese Bezeichnung war nach
der höchst umstrittenen, einseitigen Berichterstattung der deutschen Medien im
Zusammenhang mit der Ukraine-Krise aufgekommen. Die Botschaft hier: Nicht die
Medien berichten falsch, sondern ihr erkennt die „Fakten“ nicht an.
Die
Wahrheit über Demokraten und Populisten Inzwischen werden all jene, die sich
zu Sprechern dieser Bevölkerungsteile machen und bei Wahlen antreten, von den
traditionellen Parteien als „Populisten“ bezeichnet. Dabei geht es meist um eher
junge Protestparteien, was aber, wie der Fall Donald Trump zeigt, keineswegs ein
Muss ist. Es ist, wie der Historiker Michael Wolffsohn es jüngst sehr treffend
bezeichnete, eine „Populismus-Keule“, mit der politische Gegner – ebenso wie
zuvor über viele Jahre hinweg mit der „Faschismus-Keule“ – einfach, rasch und
effektiv ausgeschaltet werden sollen. (13) Genau genommen, so Wolffsohn, geht es dabei
um den Versuch der Abgrenzung der Demokraten, die sich als die Guten, als die
Elite verstehen, von den Populisten, die sie als „die Bösen“, den Pöbel erkannt
wissen wollen. Das Dumme dabei ist, dass es in jedem Volk immer beides gibt und
nicht nur die Demokraten Sprachrohr und Anhänger der Volksherrschaft sind,
sondern auch die Populisten, was den Historiker zu folgendem Fazit bringt:
„Wer Volksherrschaft (Demokratie) will, kann Populismus, der Volkssorgen
thematisiert, nicht ablehnen, ohne sich selbst in grundsätzliche Widersprüche zu
manövrieren und als Anti-Demokrat zu entlarven.“ (14)
Der fatale Fehler der
alteingesessenen Parteien Was nun bei Wahlen und Referenden geschieht, ist
insofern folgerichtig. Das Volk, so Wolffsohn, bemerkt die elitäre Herablassung,
weil seine Worte, Sorgen und Ängste nicht thematisiert, sondern diffamiert
werden, wie Hillary Clinton im US-Wahlkampf unter Beweis stellte, als die die
Trump-Anhänger als „deplorables“ (frei übersetzt: „Pöbel“) bezeichnete. Und sie
rächen sich dafür in den USA, in Europa und anderswo auf ihre demokratische
Weise, indem sie immer häufiger „Populisten“ ihre Stimme geben. (15) Dass Populisten und ihre Anhängerschaft
sowie ihr Treiben, ihre Aussagen, Vorwürfe und Wahlentscheidungen mit dem
Attribut „postfaktisch“ belegt werden, wird von diesen lediglich als eine starke
Provokation wahrgenommen werden. Denn es passt in das von Wolffsohn beschriebene
Bild von den elitären, herablassenden Demokraten und dem ungebildeten,
uneinsichtigen „Pöbel“. Das war also keine gute Idee, sondern eher ein
Offenbarungseid und ein weiterer Grund für einen Denkzettel bei der nächsten
Wahl.
Nicht jeder kann seine Meinung eloquent anhand von Fakten
artikulieren Das ist noch nicht alles. Denn allein die Tatsache, dass nicht
alle Menschen sprich Wähler Zahlen, Daten und Fakten souverän analysieren und
deren Essenz und Bedeutung eloquent wiedergeben können, heißt nicht automatisch,
dass sie diese nicht begriffen haben. Es sei in diesem Zusammenhang an die
zahlreichen Fach- und Wirtschaftsblogs erinnert, die seit vielen Jahren
detaillierte Analysen von Politik, Wirtschaft und Finanzmärkten liefern und
längst zunehmend als alternatives Informationsmedium neben den traditionellen
Medien gelten. Das ist einzig und allein eine Folge der für viele als
unzureichend und mithin unbefriedigend bewerteten Berichterstattung in den
traditionellen Medien. Mehr noch haben diese Analysen im Internet und in Blogs
aufgezeigt, ob und inwieweit Regierungen ihre politischen Entscheidungen an den
Fakten ausrichten. Unter dem Strich ist dabei nicht selten der Eindruck
bestätigt worden, dass die traditionellen Parteien die Fakten ignorieren und
genau das ist für viele Wähler explizit oder unterschwellig einer der Gründe für
die Abkehr von den alteingesessenen Parteien. Was also bedeutet dieser
verstärkte Wahlkampf der alteingesessenen Parteien mit der „Populismus-Keule“
und der Diskreditierung rebellischer Wähler als „postfaktisch“ bzw. blind für
die Wahrheit?
Harte Zeiten für erfolgsgewohnte Parteien Vielleicht
ist die Antwort auf diese Frage ganz simpel. Der unerwartete Wahlsieg des
unablässig twitternden Donald Trump ist nicht nur eine an das politische
Establishment, an die „guten Demokraten“ gerichtete Botschaft, dass „Populisten“
Wahlen gewinnen können. Vielmehr ist es auch eine Botschaft an die
traditionellen Medien, die jahrzehntelang die Deutungshoheit hatten und,
wie der US-Wahlkampf noch einmal ganz deutlich zeigte, das wirtschaftliche und
politische Establishment unterstützte. Sie lautet: Die sozialen Medien und das
Internet sind mit dem Wahlsieg von Trump de facto zu einer Informations- und
Meinungsmacher-Gegenmacht aufgestiegen sind, die die traditionellen Medien
übertrumpfen kann. Das wiederum heißt, die traditionellen Parteien und
etablierten Parteipolitiker können sich allesamt nicht mehr darauf verlassen,
dass die Darstellung ihre Politik, ihres Redens und Handelns in den
traditionellen Medien als erfolgreich und gut die Mehrheit der Wähler überzeugen
und sie vor der Abwahl schützen wird. Es riecht nach Machtverlust der
erfolgsverwöhnten Parteien. Natürlich gibt es in den sozialen Medien und im
Internet Falschmeldungen und schwarze Schafe. Ja, das ist unbestreitbar richtig
und ein Problem, das thematisiert werden muss. Aber die gibt es ebenso in den
oligopolisierten traditionellen Medien, die jedoch bisher ebenso wie die
politische Elite nahezu unantastbar waren. Die traditionellen Medien, das sind
nicht per se die „Guten“ und das Internet, die Blogs, die sozialen Medien, das
sind nicht per se die „Bösen“. Diese Art von Schwarz-weiß-Malerei“ ist unhaltbar
und wer so argumentiert, dem sind die Argumente ausgegangen. Die Welt der
Information und politischen Meinungsbildung sortiert sich gerade neu. Das wird
nicht ohne Folgen bleiben. Es gibt dabei Chancen und Risiken. Was überwiegt, ist
ein Frage der Nutzung dieser Möglichkeiten und des Verantwortungsgefühls eines
jeden, der sie aktiv oder passiv in Anspruch nimmt. Das heißt vor allem, dass
man heute weniger denn je einfach schlucken kann, was TV, Printmedien, Internet
oder Facebook, Twitter & Co. liefern. Die Wahrheit herauszufinden ist und
war immer schon Arbeit. Aber die Chance, es zu schaffen, ist heute größer als je
zuvor. Wenn das Bewusstsein dafür nun im Zuge des US-Wahlkampfes und der
anhaltenden Debatte über Trump bei vielen geschärft wurde, dann wäre das
eindeutig ein gutes Zeichen für die Demokratie.
Eingestellt von Dr. Stefan L. Eichner
siehe auch
Adopt – bloß nicht – a Revolution! Publiziert am 12. Dezember 2016 von Blogwart
Fast wäre mir eine Klitzekleinigkeit durchgerutscht, aber in einer Zuschrift bei Gellermanns Rationalgalerie zu der Blindendemonstration wurde darauf hingewiesen: Die Transparente kamen von der sehr merkwürdigen Organisation Adopt a Revolution. Als altlinker Romantiker klingt das auf den ersten Blick gut, aber auf den zweiten Blick packt einen meistens das Grauen. Wer steckt hinter dieser Organisation? Bei der Recherche bin ich auf einen Bericht von Doris Pumphrey über eine Veranstaltung zu Syrien vor 17 Monaten gestoßen. Da heißt es u.a.
Unter dem wohlklingenden Namen „Schutzverantwortung“ „Responsibility to Protect (R2P)“ will die westliche Interventionsgemeinschaft, kurz NATO genannt, das Grundprinzip des Völkerrechts, die souveräne Gleichheit aller Staaten abschaffen. Interventionen aller Art, auch militärische, sollen dazu dienen in anderen Ländern „Menschenrechte zu schützen“ oder gar „Genozid zu verhindern“. Es geht um nichts anderes als die Verbrämung der Durchsetzung imperialistischer Interessen. Es geht um die völkerrechtliche Anerkennung des „Rechts der Stärkeren“ – oder kann man sich vorstellen, dass Syrien in den USA militärisch interveniert, um die Afroamerikaner vor der rassistischen Polizeigewalt zu schützen?Die Bellizisten scheinen sich in dieser Organisation zu tummeln. Grund dafür, dass sogar der leichtgläubige Konstantin Wecker seine Unterschrift zurückgezogen hat, als er merkte, wer da die Musik macht. Interessant ist der Werbefilm dieser Organisation. Gleich am Anfang kommt der Ferhad Ehmê (auch bundesweit unter Farhad Ahma bekannt) zu Wort, der vor Jahren in allen Talgschaus saß, bis eine klitzekleine Räuberpistole an der Glaubwürdigkeit des Kurden Zweifel aufkommen ließ. Dieser Vogel Herr hat in Berlin mal eine große Nummer abgezogen. Die Qualitätspresse hat das auch gleich als Assad-Geheimdienstaktion hochgejazzt – wie immer in solchen Fällen – nur die Pi-News haben die richtigen Fragen gestellt. Das zum Thema Lückenpresse. Mittlerweile ist es still um dieses grüne Jungtalent geworden. Wer sich über die vielen Paten der syrischen Cosa Nostra informieren will, dem sei die Fleißarbeit von Dominic H empfohlen. Vielleicht träumt der Ferhad schon von einem schönen Job in einem assadfreien Syrien und kann es kaum erwarten?
Die Destabilisierung von Syrien wurde bereits in den 90er Jahren von den USA geplant. In unserer Qualitätspresse klingt das natürlich vollkommen anders: Da hat der böse Assad die friedlichen Studenten, die gegen ihn protestiert haben, gnadenlos niedergeprügelt, gefoltert oder gleich erschossen. Die beliebte Formulierung lautet: „Assad schlachtet sein eigenes Volk“. Dass die Unruhen in bewährter Manier von außen befeuert wurden – im Wesentlichen von Katar, den Saudis und den USA – hat Jürgen Todenhöfer beschrieben. In diesem Artikel ist auch ein Link zu einem Geheimdokument, dessen Veröffentlichung von Judical Watch gerichtlich durchgesetzt wurde. Wer englisch kann, der sollte unbedingt diesen Artikel der Washington Post vom 17. April 2011 (!!) lesen … und wie konnte es anders sein, sogar die Bundeswehr war schon seit 2012 auf Seiten der Terroristen – fälschlich als Rebellen bezeichnet – aktiv. Eine klar völkerrechtwidrige Einmischung, oder hat Assad der Bundesrepublik den Krieg erklärt? Wo war damals der Cohn-Bandit und die blinden Schriftsteller?
Was halten die Blinden von der Informationsstelle Militarisierung e.V. die hier geschrieben haben: „Adopt a Revolution muss zur Gewaltfrage Farbe bekennen“?
An der dubiosen Arbeit dieser Organisation hat sich auch das Finanzamt in Leipzig gestoßen. Sofort konterte die Ministerin für Betroffenheit, Bestürzung und Empörung:
Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) ist empört. Sie kenne „Adopt a Revolution“ seit Anfang 2012, habe den Verein „immer unterstützt“. Die Initiative verfolge einen „klaren zivilgesellschaftlichen und gewaltfreien Ansatz“.Diese Konifere muss es ja ganz genau wissen. Schlimm, wie immer sind die Linken keinen Deut besser. Mich ärgert, dass ich über die Steuerfreiheit dieser merkwürdigen Gruppierung indirekt die Gewalt gegen die syrische Bevölkerung mitfinanziere.
Allen namentlich hier genannten Personen empfehle ich, sich mal über Syrien und die politischen Ursachen zu informieren. Nur dem Kleberclaus zu glauben, das reicht nicht.
Dank an Filer für diesen Link.